Das Lieschen ist Gottseidank völlig immun gegenüber Goodies.
Nicht nur gegenüber denen von der guten Frau Shopping, die das Fräulein Grete
so in Stress versetzt hat. Sie lehnt auch gerne mal Zusatzgeschenkchen in
Geschäften ab, die den Sinn haben, sie in Entzücken zu versetzen und sie beim
nächsten Einkauf wie an einer unsichtbaren Freundlichkeitstreueschnur
wiederholt in diesen Laden zu ziehen.
So etwas mag die Liese nicht. Lieschen
liebt ihre Freiheit. Sie möchte sich nicht verpflichtet fühlen und sie wüsste
auch meistens nicht, was sie mit dem Zusatzzeugs anfangen sollte. Hätte sie es begehrt,
gebraucht oder gewollt, dann hätte sie es womöglich gesucht und gekauft.
Was ihr auch ein Dorn im Auge ist, sind diese
Shoppingkarten. „Paybackkarte?!“ „Nö.“ „Darf ich ihnen eine ausstellen?“ „Nö,
danke.“ „Sind sie sicher? Die Vorteile sind enorm!“
Neulich hat sie den geplanten Einkauf einfach an der Kasse
liegen gelassen und ist gegangen, weil die Dame dahinter gar nicht aufhören
wollte für die Karte zu argumentieren und unserer Liese immer wieder, durch die
Blume, meterhohe Dummheit unterstellte,
weil sie sich die Rabatte bei zukünftigen Einkäufen dermaßen fahrlässig durch
die Lappen gehen lassen wollte.
„Sie könnten so viel sparen“ war das Letzte, was noch auf
der Rolltreppe ihre Ohren traf. Lieschen ist da komisch. Sie hat eine ganz
andere Art, zu sparen. Sie vergleicht Preise und kauft mittlerweile einfach
nur, was sie braucht. Klingt komisch. Ist aber so. DAS spart ne Menge.
Aber Lieschen will hier nicht verschweigen, dass es ein
Eckchen in ihrem Leben gibt, in dem auch sie der Gier ein zu Hause gibt. Ihre kreativen
Hobbies. DA glaubt sie dauernd irgendetwas zu brauchen. Vorsichtshalber. Wolle,
Stoffe, Perlen, Farben, Knöpfe. Da hortet sie alles und da ist sie gegen kaum
ein Schnäppchen immun und außerdem unfähig, nur vernünftige, kleine Mengen zu
kaufen. Sie ersteigert lieber 100 Knäuel unterschiedlicher Wolle bei Ebay als
10 Knäuel im Wollladen für den gleichen Preis zu kaufen. Die sortiert sie dann in ihre Kisten
und Kistchen und liebt es, in der farbigen Fülle zu schwelgen.
Sie könnte nichts Einfarbiges oder Langweiliges herstellen. Deshalb
braucht sie Auswahl. Sie kombiniert so gerne. Farben, Materialien. Sie näht mit
Wolle und strickt mit Stoff. Sie klebt die Perlen und fädelt Wollpüschel. Sie
macht ihre eigenen Regeln. Nur für sich. Das liebt sie, die Liese. Das ist ihr
Paradies.
Und manchmal verkauft sie auf dem Flohmarkt, was sie
hergestellt hat und dann nutzt sie ihr gesamtes Wissen um die menschlichen
Verrücktheiten in Bezug auf Schnäppchenjagd. Dann malt sie große Schilder,
denen zu entnehmen ist, dass der Kauf von drei Teilen dem Preis von zwei Teilen
entspricht. Und falls das noch nicht reicht greift sie ins Kästchen mit
den Goodies. Das hat bis jetzt noch immer geklappt.
Hoffentlich erkennt das Lieschen die Grete morgen beim
Kaffee. Nicht dass sie alle Kosmetikgoodies von der Frau Shopping auf einmal
benutzt hat und das gesamte Gesicht so farbig ist wie Lieses vollgestopftes Hobbyzimmer.