Samstag, 13. Juli 2013

Von Saftpressen im Dienste der Politik und nichts über Zahnersatz ...


Lieschen spricht nicht gerne über Zahnersatz. Den hat sie und gut ist. Abends raus und morgens wieder rein. Mehr ist das nicht. Die Gaumenplatte hält gut und gekostet hat das alles auch nicht die Welt. Obwohl ihrer noch aus einer Zeit stammt, in der es Versicherungen noch nicht beim Discounter gab und die Gebisse noch nicht selbständig durch die halbe Welt flogen. Und doch ist auch ihr Zahnfake aus fernen Landen. Lieschen weiß nicht genau, woher. Hermann hat es ihr damals besorgt. Auch der Flug war billig, sagt er.

Seitdem liebt Lieschen Püriertes und trinkt gerne Saft. Neulich hat sie sich eine dieser Saftpressen im Internet bestellt. Natürlich eine Günstige. Noch ein bisschen billiger als beim Discounter. Natürlich presst dieses Ding nicht allen Saft auf einmal aus dem Obst und dem Gemüse. Aber das macht Lieschen nichts. Sie hat ja Zeit. Stopft sie halt den Rest nochmal in die kleine Öffnung. Aus den Resten macht sie dann Frikadellen. Mit Eiern. Also nicht vegan. Eine Ausnahme. Lieschen liebt Ausnahmen und Hermann ist das egal. Er denkt sich sowieso die Tiere selbst ins Essen, das Lieschen ihm jeden Tag vorsetzt. Er weiß vermutlich nicht mal was vegan ist. Hauptsache es schmeckt, sagt er.


Aber zurück zu der Saftpresse. Nach dem Auspacken hat Lieschen auch kurz mal durch die Anleitung geblättert und entdeckt, dass man das Maschinchen nur 2 Minuten am Stück benutzen darf! Ist nicht wahr, hat sie gedacht und begonnen, sich schlau zu machen. Dank Google weiß sie nun, dass die Maschinen heutzutage im großen Stil auf Verschleiß gebaut werden. Es ist nicht mehr so wie früher. Da wurden noch Qualitätsteile in Gebrauchsgegenständen verbaut. Wenn da mal was kaputt ging, konnten das geschickte Menschen einfach wieder reparieren. Heute ist das nicht mehr so. Wegen dem Wachstum. Damit die Wirtschaft floriert sollen wir Kaputtes wegwerfen und neu kaufen, je mehr desto besser. Wenn wir das gemacht haben, sagt Lieschen, kann sich wieder einer dieser Politiker vor irgendeine Kamera, mit Fahne oder hübschem Baum im Rücken, stellen und irgendwas von "Aufschwung", "Nr. 1 in der Welt" und "Erfolg" erzählen. Mag sein, der glaubt daran, weil ihm jemand eine Statistik gezeigt hat und seine Frau auch immer neue Dinge kauft.

Lieschen will da nicht mitmachen. Sie kauft nur, was sie braucht. Sie mag diesen Überfluss nicht und macht sich Sorgen über den Verbleib von all dem Müll. Dem Politiker am Mikrofon ist der wohl egal. Vielleicht hat der ja auch noch nie Fotos von verhungerten aufgeschnittenen Fischen gesehen, deren Mägen voll von Plastik waren. 

Lieschen wird die Saftpresse pfleglich behandeln und Grete nochmal ins Gewissen reden. Nicht dass sie beim nächsten Kaffeekauf wieder mit Fußmatten, Espressomaschinen und Mixern in modernsten Farben nach Hause kommt, obwohl die alten noch gehen. Grete liebt Designwechsel und jede Saison neue Farben. Es soll immer alles schön zusammen passen und perfekt wirken. So ist die Grete. Im Grunde eine gute Politikergattin. Warum das nicht klappt, weiß Lieschen auch nicht. So einer hätte es doch gut bei ihr und könnte glauben, er sagt die Wahrheit, wenn er gefragt wird oder ihm jemand sagt: "Geh´ mal raus und beruhige die Meute".





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