Dienstag, 27. August 2013

Lieschen ohne Strom im Wald


Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 40 ---> guckst du hier

Lieschen hätte das auch noch gekonnt. Sogar völlig ohne Strom. Mit Tasten so hoch wie der Mount Everest und der Armgymnastik mit dem Pling bei jeder neuen Zeile. Die Susi hätte das Gerät vermutlich im 17. Jahrhundert verortet. Und doch gibt es auch dafür Zeitzeugen, die auch noch nicht so bald drohen, auszusterben.
Ob die Grete im Keller wohl auch noch altes Tipp-EX gefunden hat? Wenn ja welches? Die modernen Streifen oder das Nagellackgleiche Fläschchen?

Wie gut, dass die Grete auf die Idee mit dem Keller gekommen ist. Vielleicht hat ihr das Lieschen indirekt auch ein bisschen dabei geholfen. Denn die Liese hat mal viele Jahre mitten im Wald in einem Häuschen quasi ohne Strom gelebt. Und die Grete erkundigt sich immer mal wieder, wie das wohl ging. Und dann reden sie darüber. Lieschen gerät dann ins Schwärmen und Grete sagt immer wieder „Ne, ne, ne. Das passt doch nicht mehr in die heutige Zeit. Ohne Strom kannste ja nix machen! … Wie zum Beispiel willste das dreckige Geschirr sauber bekommen?“ „Warmes Wasser, Schwamm, Spüli und nasse Hände können da Wunder wirken.“ „Ach hör auf! Und wie bekommst du das Wasser warm, wenn du keinen Strom hast, hä?“ „Im großen Topf Wasser auf dem Herd kochen, in die Spülschüssel schütten und mit kaltem mischen.“ „Hahaha, ein Herd ohne Strom?“ „Aber ja, Grete, an eine Gasflasche angeschlossen.“ „Ach. Und wer bringt die dahin?“ „Selberschleppen macht fit.“ Und so kann das stundenlang weitergehen das Gespräch. Immer wieder. Und immer wieder die gleichen Fragen. 
Die Grete kann sich das nämlich in ihrer zivilisierten Wohnung mit Strom aus der Wand, Wasser aus der Wand und Wärme aus den weißen Dingern an der Wand nicht vorstellen, dass die Liese mal so gelebt hat. Das war Lieses Zeit im Ausland. Da hatten sie keinen Kontakt. Ein paar Jahre. Weil die Liese ja kein Internet hatte und weil sie sich mit dem Hermann zusammen mal zurückziehen wollte. Von allem, sogar von der Grete.

Für Liese war das eine prima Zeit. Viele Jahre kein Fernsehen, kein Radio oder später gezielt eine halbe Stunde mit Strom aus dem Generator. Statt dessen Vogelgezwitscher oder besser gesagt Vogel- und Insektenradau. Das kann sich in der Stadt kaum jemand vorstellen, wie laut die Natur ist, wenn sie nicht von irgendetwas übertönt wird. Licht spendete die Sonne mittels einer winzigen Solaranlage und Wärme die umgekippten Bäume des Waldes am Abend im Kamin. Nachdem der Hermann und die Liese gesägt, gehackt und gesammelt haben. Macht auch warm. Und manchmal kalt ist auch nicht schlimm, weiß die Liese jetzt. Und die Grete kann und will sich das nicht vorstellen.

Sie mag ja die Geschichte am liebsten ab dem Punkt, wo die Zivilisation nach und nach wieder Einzug in Hermanns und Lieses Leben gehalten hat. Als sie den kleineren und etwas leiseren Generator angeschafft haben und den Fernseher, der wenig Strom verbrauchte und aus der halben Stunde nach und nach mehrere wurden und mit dem ersten Laptop innerhalb weniger Wochen auch die große weite Welt erst minutenweise und dann dank Flatrate stundenweise in den Wald einzog und die Waldwelt im Nu gravierend veränderte. Die Grete mag wohl ab und an die Gespräche darüber, aber ist schon sehr froh, dass die Liese jetzt wieder in ihrer Nähe und in einem Haus mit Strom und allem Drum und Dran lebt.

Lieschen selbst fragt sich manchmal, was sie wohl täte, wenn es von heute auf morgen einen großen langen Stromausfall gäbe? Würde ihr wieder einfallen, wie man Speisen und Getränke auch ohne Kühlschrank kühl hält? Wo ist der nächste Wald für Feuerholz? Kann sie den zu Fuß erreichen? Gibt es Quellwasser in der Nähe? 

Und überhaupt? Was braucht man wirklich? Wenig. Sehr wenig. Weiß das Lieschen. Im Grunde nicht einmal die Schreibmaschine, wenn man einen Bleistift hat.





13 Kommentare:

  1. Zurück zu den Wurzeln, aber wir sind Weicheier, ohne Handy Lappi läuft nichts mehr. Das sollte uns zu denken geben.
    LG Geli

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    1. Ja. Die Gewöhnung setzt so verdammt schnell ein. Und man vergisst so leicht, dass es ohne auch prima ging. :-)))

      lieben Gruß
      Brigitta

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  2. Boah - ich bin beeindruckt und vrneige mich ganz tief vor dir und deinem Hermann. Das ist eine Leistung und schmiedet zusammen.
    Wir können uns eine solche Weelt ja gar nicht meh vorstellen
    Obwohl ich es noch erlebt habe, dass der Kohleherd nicht nur Wärme spendete sondern auch zum Kochen da war. Dass die Wäsche erst in einem großen Zuber gekocht wurde und dann nach etlichen Spülvorgänge in einer Holzwaschmaschine gewasschen wurde und mittels einem Holzschwengel trocken gedreht wurde, bevor sie auf die Wiese zum Bleichen kam. Ach - was fasele ich hier nur. Interessiert doch niemanden.
    Einen geruhsamen Abend wünscht Dir
    Irmi

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    1. liebe Irmi,
      warum glaubst Du, das interessiert niemanden?
      Ich habe es zwar nicht selbst erlebt, aber wenn ich über meine Hausarbeit jammere, hilft mir daran zu denken, dass im Haus meiner Mutter mit sieben Gewschwistern und ohne Wasch- oder Sppülmaschine Hausarbeit noch etwas ganz anderes bedeutete!
      liebe Grüße Euch beiden, Petra

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    2. Ja. Das waren noch Zeiten, liebe Irmtraud, und wirklich schlechter war es wohl nicht. Anders. Und anders anstrengend als heute.

      Mir geht es ebenso wie Petra, mir hilft das Denken an die Mühen der vergangenen Generationen auch meinen heutigen Alltag und meine Mühen zu relativieren.

      UND NATÜRLICH HAT MICH DAS INTERESSIERT!!!

      Herzlichen Dank Euch Beiden!

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  3. Hallo Lieschen,
    ich habe eben bei Frl. Grete Meier gelesen, dass Du ihr Pendant bist. Daher schaue ich auch gerne in Deinen Blog hinein. Kaum vorstellbar, wie Du es geschafft hast, ohne Strom zu leben. Man hat sich so sehr an die Bequemlichkeiten des Alltags gewöhnt. Wie Irmi schreibt, ohne Herd und ohne Waschmaschine ginge heutzutage nichts.

    Gruß Dieter

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    1. Hallo Dieter!

      Herzlich Willkommen auch hier beim Lieschen.
      Ja. Das stimmt. Die Zeiten haben sich geändert und wir tun uns alle schwer mit der Vorstellung an ein einfacheres Leben.

      lieben Gruß
      Brigitta

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  4. danke dass du meinen blog besucht hast - so konnte ich dich auch finden - zu meiner Freude :-)
    Die Unterhaltung zwischen Fräulein Grete Meier und Lieschen Müller gefällt mir - eine schöne Idee.
    Ich werde bestimmt noch das ein oder andere Gespräch nachlesen.
    Zum Thema Stromausfall fällt mir als erstes die Waschmaschine ein. Neee - das fände ich gar nicht lustig. Was tun mit der ganzen Wäsche? ... hm ... ich erinnere mich noch so ganz fern an ein Waschbrett ... aber echt ganz fern ... ;-)

    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

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    1. OH! Wie schön! Herzlich Willkommen! Das freut mich! :-)))

      Ja! Das Waschen ist das Schlimmste ... das zieht sich ... :-)))

      Viel Freude hier!

      lieben Gruß
      Brigitta

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  5. Boah, ohne Strom!?! Da gehört schon ne ordentliche Portion Idealismus dazu, Respekt! Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass man sich durch Verzicht auf Strom ein Stück Freiheit verschafft und etwas findet, das viele im www wohl vergeblich suchen...
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. Idealismus oder aber Abenteuergeist ... :-)))

      Und es stimmt ... ein einfaches Leben bringt ne Menge Freiheit und Verzicht ne Menge Fülle ... :-)))

      DANKE für dein regelmäßiges Lesen und das Mögen der Grete/Liesetexte ... :-)))

      lieben Gruß
      Brigitta

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  6. Ja, was braucht man eigentlich wirklich?
    Tatkraft, ein wenig Mut, Einfallsreichtum, zwei Hände, die zupacken und immer wieder Phasen im Leben, in denen man sich der (*lach* manchmal lauten) Natur hingeben kann.
    Fast beneide ich das Lieschen ein wenig um diese Erfahrung, die ihr und Hermanns Leben sicher bereichert haben wird.

    Ich kenne das noch aus meiner Kinderzeit, Kohleofen, Herd, der mit Holz und Kohle geheizt wurde, genauso, wie lieschen es beschrieben hat, wurde gespült und wenn die wäsche auf dem Herd in einem riesigen Topf gekocht wurde, dann roch es so seltsam. Elektrisches Licht allerdings hatten wir schon.

    All das, in das man hineinwächst, lässt uns nicht staunen, wir nehmen es als selbstverständlich und ich wundere mich manchmal, wie rasch der Mensch sich doch veränderten Gegebenheiten anpasst, zumindest in der Vorwärtsrichtung. Erst wenn so etwas Selbstverständliches wie der Strom aus der Steckdose plötzlich nicht mehr da ist, dann stellen wir diese Selbstverständlichkeit in Frage.
    Ist denn wirklich alles einfacher geworden? Sicher irgendwie – aber da taucht auch schon die Frage bei mir auf nach der Abhängigkeit. Wir lieben die Freiheit und Unabhängigkeit und dann bringt uns so ein Stromausfall völlig ins Wanken. Meine Güte....
    Auch hier kann ich nur wieder sagen: Meine Anerkennung für eure Ideen und das so tolle „Zusammenspiel“.

    Lieben Gruß in den Abend
    Enya

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    1. Ja. Es ist völlig verrückt, wie schnell man sich an Neuerungen und bis dato ungewohnte Bequemlichkeiten (wieder) gewöhnt.

      Wir haben ja tatsächlich so gelebt wie ich es der Liese untergeschoben habe.

      Und es hat überhaupt nicht lange gedauert bis ich hier in Deutschland in der Zivilisation wieder Licht habe brennen lassen, Wasser einfach laufen lassen, den Computer auf Standby und so vieles andere ....

      (Wir hatten elektrisches Licht von einer mini Solaranlage ... damit musste man sparsam sein. Und doch bin ich manchesmal morgens im Düstern durchs Häuschen getappt).

      Dir auch einen schönen Abend!
      lieben Gruß
      Brigitta

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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))