Donnerstag, 19. September 2013

Lieschen füllt den Raum innerhalb der Grenzen

Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 53 ---> guckst du hier


„Das muss man dem Fräulein lassen“ dachte das Lieschen als sie die ganze Geschichte von Gretes Weg zum Café gehört hatte und vor Lachen kaum noch konnte. „Fantasie hat sie! Und was für eine.“ Ob der Grete denn nicht aufgefallen sei, dass sie ebenfalls schon schwer auf die 60 zuginge, wollte sie wissen, nachdem sich die beiden im Inneren des Cafés häuslich niedergelassen hatten. Die Imdreieckspringerei überließe sie ja schon lange den Jüngeren. 
Früher, ja früher, hätte sie so etwas gemacht. In jungen Jahren wäre sie selbstverständlich mindestens mit Regenschirm bewaffnet auf die Übeltäter, die ihr irgendwas verbieten wollten, losgegangen. Gekämpft hätte sie für die Freiheit, tun und lassen zu können, was sie will. Solange es niemand anderem schadet. Das, ja das war der Liese auch früher schon wichtig.

Heute braucht das Lieschen diese Freiheit immer noch wie die Luft zum Atmen und die Zigarette zum Protestieren. Aber heute geht sie anders damit um. Alt und weise wie unsere Liese heute ist, hat sie erkannt, dass sich manches nicht ändern lässt. Auch nicht die Dummheit.

Heute sucht sie sich ihre Nischen innerhalb dieser verrückten Welt, in der Zigarettenrauch in den Gesichtern anderer als Körperverletzung gilt, Besoffene gesellschaftsfähig sind und Krieg als  legitimes Mittel zur Friedensherstellung gilt.

Lieschen hat immer Ideen. Und viele führt sie auch aus. Soll doch die Merkel, der Rösler und wie sie alle heißen, machen, was sie wollen. Rauchen oder nicht. Im Regen stehen oder nicht. Ihr ist das wurscht. Da ist ja eh Hopfen und Malz verloren, meint die Liese, ignoriert die Übeltäter und findet mitten im Verbot ihre Freiheit. Wie gut, dass sie so praktisch ist.

Damit hatte die Grete bei aller Fantasie nicht gerechnet. Als sie nämlich mit ausgebreiteten Armen auf unser Lieschen zuschoss, hätte sie beinahe die hervorragende Konstruktion umgerissen, die das Lieschen mithilfe vom Hermann gebastelt hatte.
Zwei Riesenregenschirme - Sonnenschirme hätte sie nämlich nicht tragen können – eine Holzstange, ein Holzbrett und zwei wunderbar farbenfrohe wärmende Capes hatte sie nämlich vor dem Café installiert, bzw. im Falle der Capes genäht. Für die Holzstange hatte der Hermann ihr Halterungen an die Schirme angebracht und das Holzbrettchen hat er gleich so an die Stange angebracht, dass es den Damen als Tischchen dienen konnte, nachdem Lieschen vor Ort die Stange an die Schirme geschraubt hatte.

Was hat die Grete gestaunt als sie die Kaffeetässchen auf dem Brettchen zwischen den zwei Schirmen sah und erkannte, dass sie hier mit dem Lieschen ziemlich gemütlich und relativ gewärmt Kaffee UND Zigarette genießen konnte. Die Stühle stammten aus dem Café, die musste Lieschen Gottseidank nicht transportieren und im Sitzen ließen sich die auf dem Boden stehende (nur ein wenig wackelige) Konstruktion prima mit einer Hand halten. Also eine Hand von der Grete und eine Hand von der Liese. 

Aber das war auf jeden Fall besser als im Stehen, klatschnass und frierend wie ein Häufchen Elend vor dem Café zusammengekauert stehend zu rauchen und sich von Regenschirmbehüteten Menschen angaffen zu lassen. 
So waren sie bei jeder ihrer gemütlichen Zigaretten ein Augenschmaus für die Vorüberhastenden. Lieschen meint sogar, bei einigen sei ihr Anblick ein Grund zu kurz aufflackernder Freude gewesen. Beweisen kann sie das aber nicht.

So haben die beiden gestern zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie hatten ihr gemütliches Treffen und sie hatten durch die häufigen Ortswechsel zwischen drinnen und draußen auch genügend Bewegung zum Ausgleich für ihr übliches Schlemmen, das sie natürlich drinnen absolvierten.

Die Entscheidung, ob ein nachmittägliches Freundinnentreffen gelungen oder versaut wird, überlässt die Liese nicht irgendwelchen Politikern. Im günstigen Fall entscheidet sie selbst. 
Innerhalb von Grenzen gibt es meistens eine Menge Raum. Den zu nutzen ist die Kunst.

Es war ein schöner Nachmittag für die beiden. Und glücklicherweise gibt es im Café einen Abstellraum, in dem das Lieschen ihre Konstruktion lagern darf. Natürlich mit der Möglichkeit, dass andere sie nutzen dürfen. Außer am Mittwochnachmittag. Ist ja klar.




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2 Kommentare:

  1. Lieschen,
    deine Idee und Hermanns Geschick haben den wöchentlichen Kaffeeklatsch gerettet bzw. schöner gemacht.
    Das mit der Freiheit ist schon richtig. Ich werde auch verrückt, wenn man meine Freiräume immer mehr einengen will. Und ich lasse mich auch nicht gern von denen da Oben gängeln.
    Einen schönen Resttag wünscht Dir
    Irmi

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  2. Ja, das ist schon verrückt mit der Körperverletzung durch Zigarettenrauch und dem Krieg zum Friedenmachen.
    Aber es ist wohl so, dass man dieser verrückten Welt nur mit einer gewissen Verrücktheit begegnen kann.

    Lieschen macht das hervorragend. Sie ist eben anders und zum Anderssein gehören Kreativität, freiheitliches Denken und ein bisschen Mut. All das hat Lieschen.

    Man muss eigene Wege finden. Viel zu sehr werden wir bestimmt von Politikern, die schon lange das Wohl der Bürger aus den Augen verloren haben und stattdessen ihren Profilierungsneurosen frönen. Wo kämen wir hin, wenn wir bis ins letzte Winkelchen unser persönliches Wohlbefinden auch noch dirigieren ließen!?

    Die tolle Konstruktion hätte ich schon gern mal gesehen. Gibt es kein Bild, nicht mal eine winzige Kinderkritzelzeichnung? Einfach genial, was sich Lieschen da ausgedacht und der Hermann vollbracht hat.

    Jetzt weiß ich wenigstens, dass die beiden Freundinnen schöne entspannte und gemütliche Stunden hatten (sogar mit dem getüpfelten i - wie Grete sagte).
    Das freut mich wirklich.

    Lieben Abendgruß
    Enya

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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))