Lieschen ist ganz schockiert. Grete hat nämlich anlässlich
des Welttoilettentages herausgefunden, dass 40 Prozent der Weltbevölkerung über
KEINEN Toilettenzugang verfügen. Und in den restlichen 60 Prozent sind vermutlich
auch noch jede Plumps- und Stehklozugänge verborgen. „Ach wie gut wir es haben“
denkt das Lieschen.
Sie selbst lebt ja in einem Haus, dass 100 Jahre alt ist.
Zwei Weltkriege hat es überstanden und das Badezimmer wurde offensichtlich erst
vor etwa 10 Jahren eingebaut. Mag sein, dass es vorher schon ein
Wasserspülungsklo im Keller gegeben hat. Das weiß sie nicht. Dass es aber im
Garten ein Plumpsklohäuschen gibt, in dem sie heute die Gartengeräte
aufbewahren, das weiß sie.
Überhaupt gibt es diese ganze Hygiene- und Badezimmersache
im Haus oder in der Wohnung noch gar nicht solange. Lieschen kennt noch einige
Altbauwohnungen mit Etagenklo. So sehr lange ist das nicht her, dass sie, wenn sie bei
Freunden übernachtete, nachts im Nachthemd im kalten Treppenhaus eine Halbetage
nach unten laufen musste, wenn sie denn musste. Wer weiß, wie viele Menschen,
auch in Deutschland, noch Pinkeltöpfe benutzen und sie nicht nur aus dem Museum
kennen. Wie die Grete schon sagte: Da sprechen ja die Wenigsten gerne drüber.
„Wann wurde denn wohl das Klopapier erfunden?“ fragt sich
das Lieschen weiter. Irgendwie hat sie Feuer gefangen und das Thema ruft alte
Erinnerungen hervor. Sie hat in indischen Dörfern noch „Scheißplätze“ gesehen.
So eine Art großer Marktplatz auf dem sich die Männer einfach auf den Boden
hocken und scheißen. Ob es das heute noch gibt? Wahrscheinlich. Lieschen selbst
ist nur dort „zur Toilette“ gegangen, wo es so eine Art Häuschen wenigstens mit
Stehklo gab. Die Pensionen und billigen Hotels, die Lieschen vor ungefähr 15
Jahren kennengelernt hat, hatten nur Stehklos mit einer Dusche, die das gesamte
Räumchen unter Wasser setzte, wenn man sie benutzte. Wenn überhaupt. Keine Abtrennung und
natürlich kein Klopapier. Üblicherweise putzen oder putzten sich die Inder den
Hintern mit ein bisschen Wasser und einer Hand ab. Mit der anderen essen oder
aßen sie. Das hat Lieschen aber nicht nach- bzw. mitgemacht. Sie
wusste ja bereits von der Erfindung von Klopapier und Besteck und hat sich
beides dort gekauft, mit sich geführt und benutzt, wenn sie es brauchte.
Für die Hygiene und Gesundheit ist die Erfindung und
Benutzung von Klopapier, ohne das wir Westler uns das Leben wohl kaum noch
vorstellen können, ja eine prima Sache. Die Umwelt freut sich allerdings vielleicht an den
vielen Menschen, die es nicht kennen oder nicht benutzen. Da kommt nämlich pro
Person eine Menge Papier zusammen. Lieschen weiß das. Auch bei sparsamer
Benutzung ist das ein Berg. Sie hat das nämlich jahrelang beobachten können. Das
Häuschen im spanischen Wald war nämlich nicht an irgendein zentrales Abwassersystem
angeschlossen, sondern hatte nur eine begrenzt große Sickergrube, die es
übelnahm, wenn sie mit nichtabbaubarem Zeugs zu tun bekam. Also halfen der
Hermann und die Liese, indem sie das meiste Klopapier in einem Eimer sammelten.
Und wie gesagt. Da kommt was zusammen.
Das Lieschen findet ja die Zivilisation mit all ihren
Annehmlichkeiten eine prima Sache, wundert sich aber an so Tagen wie heute,
wenn sie sich an die Nicht- oder anderen Zivilisationen erinnert, wie schnell
sie vergessen hat. Und wie schnell sie auch Berichte über die Kanalsysteme in
deutschen Großstädten vergessen hat, die sie natürlich auch schon gesehen und
gehört hat. Verstopft sind viele. Wegen der Wasserspartasten in den Toiletten
und all dem Zeugs, das Menschen ins Abwassersystem „leiten“. Die Städte müssen die
Kanäle immer wieder mit horrenden Mengen Trinkwasser durchspülen. Und so weiter. Das Lieschen kommt
jetzt vom Hölzchen aufs Stöckchen und beschließt, den Gedankenstrom zu stoppen
bzw. ihm keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken.
„Wer hätte das gedacht, dass
mir zum Welttoilettentag so viel einfällt“ denkt sie und ist erstaunt über sich
selbst. Dachte sie doch heute Morgen noch, dass so ein Welttoilettentag ganz
großer Quatsch ist. „Siehste mal, Liese“ sagt sie zu sich selbst „so kann Frau
sich irren.“
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Stuhlgewohnheiten wäre auch ein schönes Thema, der eine vor, der andere nach dem Frühstück, mancher raucht eine Zigarette und der nächste braucht Kaffee, damit es flutscht.....
AntwortenLöschenAls junger Mensch war mir das alles egal, heute sehe ich das anders, aber Klopapapier gehört immer dazu, das flauschig weiche drei oder vierlagig von Aldi und Co.
Liebes Lieschen du hast meinen Abend gerettet und dafür danke ich dir, ich liege am Boden vor lachen
Oh ja, meine Liebe, Toiletten auf halber Treppe, daran erinnere ich mich, als ich ganz klein war haben wir in solch einem Haus gewohnt und eine Bagewanne gabs auch nicht.
AntwortenLöschenInteressante Erläuterungen sind dir zu dem Tag eingefallen.
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Angelika
Da hast du Recht, Lieschen - man kommt auf auf so viele Dinge, die man noch weiß, die man selbst erlebt hat. Mein Großvater hatte auch noch ein solches Häuschen. Mir war das aber nie geheuer. Die Stehklos habe ich in Nepal, Indien und Afrika auch erlebt. Ich empfand sie auf jeden Fall hygienischer als unsaubere Sitzgelegenheiten.
AntwortenLöschenAber ich bin schon froh, dass es heute so ist, wie es ist.
Einen schönen Restabend wünscht Dir
Irmi